Freitag, 31. August 2012

Größenwahn

Es wird wohl tatsächlich das Leistungsschutzrecht geben. Irre. Nicht mehr ganz so irre, wie es war, aber noch immer irre genug. Ein paar Infos gibts hier, und vergiß, was zu dem Thema in den Medien veröffentlicht wird. Ach ja, irgendein, ich darfs nicht schreiben, aber das ist er, auf der FAZ halluziniert heute davon, man habe - ja, das ist ein Zitat - Googles "Macht gebrochen." Ich verlinks nicht, aber dafür was anderes:

Googles offizielle Stellungnahme. 

Things you shouldn't do


Ehrlich? Die Kappe der Zahnpastatube verlieren (eigentlich eher verhindern, daß die beste Ehefrau von allen das tut). Da bildet sich nämlich ein Pfropf, und den Pfropf realisierst Du morgens vor der ersten Tasse Kaffee nicht (Pfropf ist ein geiles Wort).

Du hältst die Zahnpastatube im leichten Winkel über der Bürste. Du drückst. Du drückst fester (noch kein Kaffee). Der Pfropf schießt haarscharf über Deine Zahnbürste und über den Beckenrand. Nahziel Katze #1 auf dem Klodeckel sitzend, mit geschlossenen Augen an der Hinterpfote nagend. Das Geschoß trifft sie auf die Stirn. Panisch springt er vom Klodeckel, während Du Dich erschreckt zu ihm neigst.

Er trifft Katze #2, auf dem Badezimmerteppich hinter Dir ruhend. Erschreckter Laut von Katze #2, Sprung, hoher Sprung. Den Rücksturz zur Erde verhindert er mit krallenbewehrter Verankerung von hinten zwischen Deinen Beinen, gut zugänglich durch Deine Bückhaltung, die Deine Sorge um Katze #1 (längst nicht mehr im Bad) dokumentiert.

Ruckartiges Aufrichten. Es wird kurz unterbrochen durch Schädelkontakt mit Kante des Badezimmerschrankes.

Rückfedern, panisches Vermeiden auf Katze #2 zu stampfen, die wieder auf dem Badezimmerteppich gelandet ist. Katze #2 sprintet Katze #1 hinterher (aus dem Bad). Der Badezimmerteppich indes verliert durch Deine Rückenlage in Verbindung mit Deiner Fußarbeit jeglichen Halt auf den Fliesen. Du krachst rücklings in die Duschkabine, die Beine hoch über dem Kopf.

Und darum, darum verliert man die Kappe nicht, sondern macht schön die Tube zu. Den Katzen hätte ja wirklich etwas passieren können.


Brumm, Brumm

Doch ja, es ist abscheulich. Es kann dich den Schlaf kosten. Bei uns tritt es gelegentlich auf, ein Bollern wie von einem weit entfernten, schweren Dieselmotor, der im Leerlauf blubbert und dessen Spektrum in den Infraschall reicht. Der Brummton ist auch in Deutschland ein existentes, nicht erklärtes Phänomen, das in erster Linie Hypersensitive zu betreffen scheint. Wenns schlimm wird hilft übrigens eine CD mit Meeresrauschen, so als Tipp.

Das Phänomen tritt weltweit auf. Bei Youtube bin ich beim gedankenlosen Stöbern eines völlig anderen Themas dann über eine Brumm-Compilation gestolpert. Offenkundig traten Ende 2011 / Anfang 2012 weltweit verstärkt Tonphänomene auf, die nicht erklärbar sind, bzw. noch nicht erklärt sind. Eine Erklärung sagt, es handle sich um natürliche elektro-magnetische Phänomene. Das würde das gehäufte Auftreten mit der verstärkten Sonnenaktivität erklären können und erscheint mir für einige der Phänomene durchaus plausibel.

Insgesamt sind die Töne aber sehr unterschiedlich, ich denke, daß es wohl auch unterschiedliche Ursachen gibt. Spannend sind sie alle (und für die Betroffenen nicht lustig).

  1. Der besagte Brummton, erdgebunden, blubbernd, mit Infraschall.
  2. Ein jetartiges, eher hochfrequentes Geräusch, das vom Himmel zu kommen scheint
  3. Langgezogene, hornstoßartige Geräusche, eine Mischung aus Shofar und Walgesang mit metallischer Charakteristik (den find ich wirklich unheimlich)
  4. Sequenz von enormen Knallgeräuschen (AFAIK aufgetreten fast zeitgleich in Costa Rica und Colorado)

Die Compilation (die nach ca. 4 Minuten mit einem gut dokumentierten nordamerikanischen Fall beginnt, richtig interessant zu werden) hat von allem was. Bei einigen kann ich sagen "Fake", bei einigen bin ich im Zweifel, aber etliche sind gut dokumentiert, und ich kenne das Phänomen in Gestalt von #1 ja selbst. Auf alle Fälle sehr interessant.

Rollenspiel? Oh ja. Was könnte das sein? Sind es Wale, die mit Außerirdischen kommunizieren, oder eine andere Form der Kommunikation (wer mit wem?). Springt tief im Inneren der Erde ein uralter Apparatus an? Do angels play the HAARP? Die Posaunenstöße der Apokalypse?

Ich werds vielleicht für American Nitemare verwenden, und ich denke, in Unknown Armies und ähnlich gelagerten Spielen kann man da durchaus was mit anfangen (I am looking at you, DS-X 2012).

(Weitere Infos für Betroffene gibt es hier, und natürlich hat sich auch die Eso-Fraktion das Thema gekrallt. Wenn Du abgefahrenes Zeug suchst, check Seiten wie Abovetopsecret.com nach "Hum" oder "Taos-Hum.")


Donnerstag, 30. August 2012

"Same procedure...

...as last war, Miss Miosga?" - "Same procedure as every war, James."

Tagesschau. Heute Journal. Jeden Abend dasselbe. Irgendwas über Syrien, wie schlimm Assad sei, wie tapfer die Aufständischen kämpften, die so unterbewaffnet dem Diktator die Stirne böten (eine Stilblüte in Zeiten des Scharfschützengewehrs). Garniert mit einem Massakkerle (wenn man Glück hat, kann man es sogar als ausgewachsen verkaufen), das mit wackligen Irgendwas-Aufnahmen optisch "belegt" wird, während einer dazu sagt, man könne die Authentizität nicht überprüfen, aber es zeige wohl besagtes Massakker. Ein Hinweis so nützlich wie Warnhinweise auf Zigaretten.

Was beim Zuschauer hängen bleibt im Konflikt Wort gegen Bild, das weiß man spätestens seit Charles Mastermann. Propaganda eben, was uns da geboten wird. Selbst wenn sich die Balken biegen und das Hirn sich krampfen muß, die Narrative muß gewahrt bleiben und immer und immer wieder wiederholt werden.
The chief function of propaganda is to convince the masses, who slowness of understanding needs to be given time in order that they may absorb information; and only constant repetition will finally succeed in imprinting an idea on their mind (...) The slogan must of course be illustrated in many ways and from several angles, but in the end one must always return to the assertion of the same formula.
Heute abend können wirs sicher wieder sehen. Eine Vorschau habe ich schon gelesen. Klingt sendefähig.

Mittwoch, 29. August 2012

Emo Kitten schlägt wieder zu (Teil II-Beta)

"Fünf einfache Lektionen, um Deine Spieler in emotionale Wracks zu verwandeln, die auch Jahre nach der letzten Sitzung noch Horden von Psychiatern beschäftigen." Nee. Das ist unmöglich, naja, unter bestimmten Voraussetzungen doch, aber wir wollen das ja überhaupt nicht. Obwohl ich mal einen Werewolf-SL erleben durfte, der genau diesen Machttrip ausüben wollte, als er auf einem Con seine (sehr minderjährige) Erstspielerschar unter extremen psychischen Druck setzte, das kranke Arschloch.

Aber keiner ist so mies, daß er nicht doch als abschreckendes Beispiel dienen kann. Emotionen kann selbst der brillanteste SL nicht erzwingen. Die einzige Emotion, die ein SL steuern kann, ist Abscheu vor ihm, wenn er sich abstoßend genug verhält. (und Langeweile natürlich).

Für eine "emotionale Kampagne" müssen Deine Spieler gewillt sein, ihre psychischen Barrieren zu senken, sich verletzlich zu machen, denn das bedeutet es. Dazu gehört eine sehr große Portion Vertrauen, und ich verweise hier sehr dankbar an Bjoern, der mir viel Arbeit erspart hat.

Hey. Das wird trotzdem ein langer Ritt hier, Pilger. Schnapp Dir 'n Sandwich und 'n Bier, ich warte solange.

Dienstag, 28. August 2012

Ritualisierte Imagination

Woran erkennt man akademische Texte? Daran, daß der jeweilige Verfasser sich dafür entschuldigt, daß ihm ein Scherz oder ein Bonmot in die Tastatur gefallen ist, nicht dafür, daß die Pointe lausig ist. Ich machs den Verfassern nicht zum Vorwurf. Ich kenn' das, wenn man zu diesem pseudo-elitären Duktus gezwungen wird. Privat habe ich allerdings auch während des Studiums die deutsche Sprache verwendet, um sie nicht zu verlernen.

Zum Anlaß des Posts. Der LIT-Verlag bietet die kleine Untersuchung mit dem schönen Titel Ritualisierte Imagination: Das Fantasy-Rollenspiel "Das Schwarze Auge" an, verfaßt von von Lucia Traut, Religionswissenschaftlerin an der Universität Münster. Darum gehts:
Älter als die virtuellen Welten von Computerspielen sind die phantastischen Welten der Pen&Paper-Rollenspiele. Bei diesen wird durch kooperatives Erzählen ein gemeinsamer Vorstellungsraum erzeugt, in dem die Fantasien der einzelnen Spieler miteinander verschmelzen können. Dabei sind deutliche Parallelen zu (religiösen) Ritualen feststellbar. In diesem Buch wird das populärste deutsche Rollenspiel "Das Schwarze Auge" innovativ religions- und kulturwissenschaftlich untersucht. Anhand dieses Beispiels wird in die selten beachteten Zusammenhänge von Ritual und Imagination systematisch eingeführt. 
Hat mich jetzt aus mehrlei Gründen etwas mißtrauisch gestimmt. "Innovativ" ist so ein Buzzword, bei dem mein inneres Shit-O-Meter unvermittelt auf Rot springt, aber für den Marketing-Blurb ist die Autorin ja nicht verantwortlich. Bei Google-Books kann man in das Buch reinstöbern, das erste Viertel ist weitgehend online. Die allererste Furcht, die den Rollenspieler bei der Kombination "Rollenspiel" und "Religion" anfällt, wurde erwartungsgemäß in den ersten drei Zeilen zerstört. Wir sind nicht im englischsprachigen Raum.

Montag, 27. August 2012

Karma is a bitch!

Die Krönungsmesse für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist jetzt in Tampa, Florida vorgesehen. Anders formuliert: Eine riesige Horde vom Kapital gesteuerter Fundamentalisten, gegen die iranische Revolutionsgarden einen weltoffenen Eindruck hinterlassen, schreien  einen Mormonen, das sind die Jungs mit magischer Unterwäsche, zur Kür, um den verhaßten, ebenfalls vom Kapital gesteuerten Schwarzen Obama abzulösen.

Soweit würde ich das ignorieren. Aber als Treppenwitz müssen die das jetzt verschieben, weil ein Zyklon Kurs auf das Kongresszentrum nimmt.Würde ich Restintelligenz bei republikanischen Lebensformen unterstellen, nähme ich an, ihnen würde klar, welche zwei Deutungsmöglichkeiten das läßt:

  1. Global Warming ist kein Hoax oder
  2. Gott haßt euch

Nur leider fürchte ich, daß derlei intellektuelle Relikte bei denen lange erloschen sind. Nicht viel tröstlicher ist, daß das hier tatsächlich die Inhalte und die Geschichte des mormonischen Glaubens sind. Ich hielt das Judentum immer für bekloppt. Kein Vergleich.

Freitag, 24. August 2012

Neues von Hellfrost

Die Promethen sind weiter dabei, deutsches Hellfrost-Material nachzuschießen. Jetzt ist Dunkle Saat erschienen, zunächst als PDF mit allen Extras, ab September auch als Hardcopy. Ich hoffe, für die analogen Benutzer stellt man die schicken Karten dann online.

Das PDF hat um die 50 Seiten, kommt mit Karten, Schablonen und Figure Flats. Die deutsche Ausgabe von Wiggies Abenteuer enthält einen exklusiven, zusätzlichen One-Sheet von Grosi. Alles zusammen für 4,95, das erscheint mir als anständiger Preis.

Donnerstag, 23. August 2012

Emo ist nicht gleich Emo

Seit zwei Wochen jetzt knall ich mir den Kopf gegen die Tastatur, um den SL-Artikel für den diesmonatigen Karneval zu schreiben. Blöde. Ich kriegs nicht auf die Reihe.

Bis dann heute (gestern) auf richtig spielleiten ein netter kleiner Artikel erschien: Emotionen und Metaebene – ein Gegensatz? Dabei hat Karsten das Problem, das er in der Überschrift andeutet, im Artikel gar nicht mal selbst thematisiert, sondern dort nur ein interessantes System für komplexe soziale Konflikte vorgestellt. Im Kommentarteil schreibt er jedoch:
Aber eigentlich schwingt in dem Text die Antwort darauf mit, dass einige Immersions-Spieler sich von Ausflügen auf die Metaebene gestört fühlen. (...). Und ich finde in dem Artikel eben, dass auch extrem metalastige Spiele große Gefühle hervorrufen können.
Der Augenöffner. Er hat recht: Auch metalastige Spiele können Emotion erzeugen. Das hab ich nie bezweifelt. Aber es ist eine andere Form von Emotion. Das hab ich selbst schon geschrieben:
Dies geschieht primär auf zwei Ebenen: Einmal durch den Übertrag von SC auf Spieler, d.h. der Spieler "empfindet" wie sein Charakter. Zum zweiten auf abstrakterer Ebene, wenn der Spieler mit seinem Überblick als (Mit)Autor empfindet, z.B. um seinen Charakter besorgt ist, weil er Dinge weiß, die sein Charakter nicht weiß.
Mit anderen Worten: Es gibt einen Unterschied, ob ich als Leser/Konsument/Rezipient mitfiebere, ob Pippi Langstrumpf die nächste Rate für die Kunterbunt-Hypothek erreicht, oder ob ich (in der Haut meiner virtuellen Persona) fiebere, die nächste Rate zusammenzukratzen für mein (virtuelles) Zuhause. Beides können sehr intensive Erlebnisse werden. Wer von uns hat nicht als Kind mit glühenden Ohren und glühender Taschenlampe unter der Bettdecke irgendeine Abenteuergeschichte mitgefiebert? Aber es handelt sich eben um unterschiedliche Ebenen.

Ich Depp hab die ganze Zeit versucht, beides zusammen zu matschen, obwohl ich sie eingangs bereits getrennt hatte. Daher die Probleme beim Verfassen des Artikels. Jetzt klarer. Krieg ich ihn wohl doch noch rechtzeitig fertig.

Danke, Karsten.

"Achtung! Bogeys! Five O'Clock high"

"Got it covered!"

Simmen kann man sehr intensiv betreiben, dann wird es zu einem (Freeform) Rollenspiel neben der Simulation. Immersion, Flow, der Puls wummert im Ohr, wenn Du Deine Mühle hart und heiß aufsetzt und machst, daß Du da raus kommst. Nach vier Stunden über Feindgebiet bist Du zu Tode erschöpft. Das Dröhnen der Motoren und das Hämmern der Bordwaffen hat sich in Deinen Ohren festgefressen.

Seinen Namen, seinen richtigen, nicht den seiner Avatare, hab ich mehr durch Zufall erfahren. Er war mehr als einmal mein Rottenflieger und der beste, der mir je den Arsch gedeckt hat. Er war da, stellte sein Ego zurück und machte seinen Job.

Sein "Achtung!" über Teamspeak gebellt klang weitaus preußischer als das Meinige, dabei war es nur eines der etwa zwanzig deutschen Wörter, die er kannte. Das einzige, das er richtig aussprach, er war stolz drauf, daß er den Rachenlaut richtig hinbekam. Wir hatten fast zwei Stunden geübt, bis er zufrieden mit sich war.

Es sind starke Impressionen geblieben. Seine Freude über das EK-I, für das ich ihn vorgeschlagen hatte. Er pinselte es sich sogar (vorschriftswidrig) auf seine 109-G2. Seine Zähigkeit, trotz stotternden Motors und Treibstoffverlust ihm anvertraute Maschinen auch zurück zu geleiten. Seine schnoddrige Coolness, wenn ein Mitspieler Schneidigkeit mit politisch zweifelhaften Äußerungen demonstrieren wollte. Angelsachsen sind da nicht unbedingt feinfühlig. Der mörderische Tag der Invasion Englands, an dem fast unsere gesamte Staffel über sechs Stunden aufgerieben wurde.

Es sind fast reale Eindrücke. Manchmal bilde ich mir den Kerosin- und Dieselgestank ein, wenn ich mich "erinnere".

Jetzt ist er tot. Mit 38 Jahren. Ein Zahnarzt aus Australien, der an Knochenkrebs gestorben ist. Von der Krankheit wußte ich nichts, wie eigentlich auch sonst überhaupt nichts. Der Mann, der da gestorben ist, existierte für mich nicht, den kannte ich nicht.

Der, den dieser fremde Zahnarzt mitgenommen hat, der fehlt mir. Unsere virtuelle Welt ist verwirrend. Ich weiß, daß ich eines nicht mehr hören werde. "Achtung! Spit on your four, boss. Got it covered, do your job!" Dann lachte er meistens. Und ich konnte meinen Job erledigen.


Durs Grünbein...

...schreibt Gedichte. Das macht er als Beruf und sein neuestes Pfund Gereimtes ist auf 227 Seiten im Suhrkamp-Verlag veröffentlicht worden, unter dem Titel Koloss im Nebel. Ja...

Also der Durs, der schreibt Gedichte.Was soll er auch sonst machen? Er heißt Durs. Durs Grünbein. Feuerwehrhauptmann, Gynäkologe oder Kammerjäger kann man mit dem Namen ja schlecht werden. Die anderen Feuerwehrhauptmänner, pardon, Feuerwehrhauptmänner und -männinnen, die würden ja doch nur lachen.

Also reimt er. Und im Definitionsfeld des Dichters macht er das ziemlich gut. Die Zielvorgaben des modernen deutschen Versmetzes sind eindeutig: Gymnasiallehrer in Oldenburg und Osnabrück beeindrucken. Solange Durs (Warum eigentlich "Durs"? Warum sind Eltern so grausam? Warum nicht "Urs"?), solange Durs also gelegentlich in Reime gepreßtes Blattgrün "kambrisch raunen" läßt, solange sind alle glücklich.

Der Durs, weil er was zu essen kaufen kann, und der in Wollstrick gehüllte Pädagoge mit Desillusionierungssyndrom, weil er glaubt, intellektuell angeregt zu werden. Win-win. Wer kann was dagegen haben?


Dienstag, 21. August 2012

In den Nischen des Hobbies

Midgard 1880 ist so eine kleine, im verborgen blühende Pflanze, die hochwertige Produkte hervorbringt. Kein Wunder, waren und sind doch Rollo-Urgesteine wie Rainer Nagel (Grüße an meinen Ex-Dozenten) und Gerd Hupperich beteiligt. Ihr (schon etwas älteres) Baby ist ein "Historisches Fantasy-Abenteuerspiel", ein auf Midgard basierendes RPG, das die Zeit der der Entdecker um 1880 wiederauferstehen läßt, als Männer noch Männer...

Und so weiter.

Die Neuauflage zu erwerben lohnt sich, und als "Settingband" dazu auf alle Fälle Doctor Nagelius' wohlfeiles und weitschweifiges, exzentrisches und eklektisches Encyclopaedisches Compendium der bekannten Welt und man hat für insgesamt schlappe 25,-- ein cooles komplettes System mit originellem Setting, aber ohne den derzeit so furchtbar modischen Cross-Over-Ballast (Cowboys und Aliens, Musketiere und Mythosmonster, Wikinger und Flugbegleiterinnen, Cthulhu und Fast-Food-Franchises). Midgard 1880 ist ein klar ausgerichtetes Spiel ohne Schnörkel, wenn man den ein oder anderen Werwolf mit kontinentaler Höflichkeit übersieht. Der ideale Zeitvertreib für Gentlemen und Ladies mit Gimlets auf einer Holzterrasse im Schatten der Pinien.

Der "Settingband" ist ganz nebenbei für Cthulhu Gaslight etc. wunderbar zu gebrauchen, verfügt also über hohen Mehrwert. Die lang erwartete Ergänzung zum Thema Magie steht auch auf dem Programm. Auch abenteuerseitig tut sich einiges sehr Interessante, die Sturm über Ägypten-Kampagne ist erschienen, und mit dem Mädchen aus der Themse verlagert sich das Geschehen in zivilisiertere Gefilde...

Was quatsch ich mir eigentlich den Mund fusselig? Hier ist die Verlagsvorschau, da kann man den Schnellstart herunterladen und hier wird man Geld los.

Stopper

"Für Gotteslohn und Geschwisterliebe!" ist KEIN Kampfschrei, den ich vom Paladin meiner Gruppe hören möchte. Definitiv nicht. Zuviel Gesprächsbedarf.

Montag, 20. August 2012

Dreimal Dreiental

Moritz Mehlem mit Christian Kennig: Die Minen von Crimlak, Uhrwerk 2011, 7,95
Moritz Mehlem mit Christian Kennig: In den Katakomben des Nekromanten, Uhrwerk 2011, 12,95
Moritz Mehlem und Uli Lindner: Der Kult des Roten Drachen, Uhrwerk 2012, 12,95 

Beware: Ahead lie spoilers galore!

Ich muß zugeben, daß diese Besprechung ohne eigentliche Spielerfahrung des Produktes entstanden ist. Das hat mehrere Gründe (später mehr dazu), ist auch problematisch. Gerade Verliesabenteuer, wie Band II, sind verdammt schwer im "Dry Run" einzuschätzen. (Ich verlinke, als Ergänzung zu meinem Beitrag hier, auf einige Spielberichte im Dungeonslayer-Forum.)

Zunächst einmal etwas, das sich positiv durch alle Publikationen hindurch bemerkbar macht: Moritz Mehlem, Ulrich Lindner und Christian Kennig pflegen eine Nüchternheit der Sprache, die sofort Sympathie weckt. Da ist kein verhindertes Romanschreiberle zu Werke gegangen, hier wurden Abenteuer entwickelt. Lektorat und Korrektorat hinterlassen einen kompetenten Eindruck.

Natürlich blüht die eine oder andere Stilblüte, und der gelegentliche Orthographiefehler sagt "Hallo". Aber es ist sprachlich grundsolide und Meilen entfernt von den lyrelnden Produkten von DSA oder Arcane Codex. Die komplette Trilogie ist für einen SL gut lesbar, ohne daß der Stil den Blick verbaut auf das Wesentliche. Ich mag das. Effektive Sprache. Diese meine Vorliebe ist (in Deutschland) oft nur schwer vermittelbar, aber seis drum: Yum.

Wow...

...bin ich froh, daß die Kroketten in diesem Beutel aus "ausgesuchten Zutaten" bestehen. Da hat sich also jemand die Mühe gemacht, Zutaten auszusuchen, statt einfach wild und ohne Hingucken Zeugs in den großen Mixer zu werfen und auf Tüte zu ziehen.

Beruhigend.

Der letzte Beutel - andere Firma - hatte keine "ausgesuchten Zutaten". Vielleicht haben sie deswegen nach nassem Hund geschmeckt. Andererseits - die hier schmecken jetzt auch nicht besser. Dafür kann ich mir dieses Mal sicher sein, daß nur ausgesuchte nasse Hunde in den Mixer geworfen wurden..

Marketing-Sprech. Kotz.

Freitag, 17. August 2012

Die Geheimnisse von Google Maps

Google Maps habe ich auch schon aktiv in Jetztzeit-Kampagnen eingebunden. Einfach ein schicker Service. Was mir nicht klar war: Damit haben (Hobby-)Archäologen jetzt auch die Möglichkeit, großflächig Luftbild-Archäologie zu betreiben. Das konnten sie vorher nicht ohne großen finanziellen Aufwand.

Eine davon ist Angela Micol. Die WELT Online berichtet darüber (das Link darf ich noch setzen, das Leistungsschutzrecht ist noch nicht verabschiedet), daß sie neun unbekannte Pyramiden in Ägypten entdeckt habe. Auf der übrigens sehr interessanten Homepage von Mrs. Micol erklärt sie in einer Presseerklärung:
The sites have been verified as undiscovered by Egyptologist and pyramid expert Dr. Nabil Swelim. Nabil’s discoveries include the pyramid called Sinki at Abydos and the Dry Moat surrounding the Step pyramid Complex at Saqqara. Nabil has stated the smaller 100 foot “mounds”, at one of the proposed complex sites, are a similar size as the 13th Dynasty Egyptian pyramids, if a square base can be discovered.
Mich erinnert das ja ein bißchen an die Marsgesichter. Aber für Cthulhu Now oder Unknown Armies fallen mir hier spontan mehrere Adventure Hooks ein.

Writing 101 - Set-Up and Pay-Off

(Alle Writing 101-Artikel)

Die Literaturwissenschaft arbeitet sich gerne an Begriffen wie "Vorausdeutung" ab. Der eine oder andere wirft im Proseminar dann auch mal "Chekhovs Gun" in die Runde. Die Ohren glühen dabei. Was kann man mit Theorie nicht so alles machen.

Wenig Praktisches. Was dieser Eiertanz um das Eigentliche herum meint ist ganz einfach: Set-Up und Pay-Off. Dies ist die grundlegende organische Struktur einer Erzählung im westlichen Kulturkreis (ich nehme an, wohl auch im östlichen und anderen, aber da bin ich mir nicht sicher und halte die Klappe).

Ja, Chekhovs berühmte Knarre ist in der Tat eine Facette dieser Struktur, und ja, auch Foreshadowing gehört dazu. Aber das ist nicht alles. Set-Up und Pay-Off durchdringen die Schichten einer Erzählung, verknüpfen sie miteinander und gibt scheinbar beziehungslosen Ereignissen Bedeutung. Sie sind der Kitt.

Donnerstag, 16. August 2012

Gimlet

Auf der Terrasse sitzen, über Felder und Berge schauen, es ist warm. Neben dem Schaukelstuhl steht auf einem Hocker der Cocktailshaker, bis zum Rand gefüllt, Kondenströpfchen auf dem beschlagenen Metall verheißen dem Durstigen Atzung. Es ist August und endlich löst er seine Versprechen ein.

Gimlet natürlich. A real gimlet is half gin and half Rose's lime juice and nothing else. Ich schätze Raymond Chandler, aber hier irrt er. Das kann kein Mensch trinken.

  • eine handvoll crushed ice in den Shaker - ersatzweise 5 Eswürfel
  • 7 cl Tanqueray-Gin (ersatzweise Bombay Saphire oder (no joke) Aldis Johnson Gin)
  • 1 cl Lime Cordial (Roses Lime Juice Cordial oder Monin)
  • 2 cl Limettensaft
  • Alternativ, falls kein Cordial zur Hand: Zuckersirup ist eine Notlösung.
Gut schütteln (be Eiswürfeln sehr lange gut schütteln), bis das Eis sich fast aufgelöst hat und in eine Coupette seihen. Getting drunk with style. Ja, das ist ziemlich teuer. Falls wir eine Party ausrichten, nehmen wir daher das tolle Vodka-Gimlet-Rezept aus den Romanen von Stuart Woods, ersetzen aber die Hälfte des Cordials durch Limettensaft. (x 5 - Leute lieben das.):
Pour six ounces [ca. 180 ml]  of vodka from a 750 ml bottle; replace with six ounces Rose's Sweetened Lime Juice (available from nearly any grocery), add a small amount of water for ice crystals, shake twice and store in the freezer overnight. Pour into a martini glass and serve straight up. The glass will immediately frost over. 
Sláinte für meine Ur-Ur-Großeltern. Und was Du mit den übriggebliebenen 180 ml Vodka machst...

(Für die Orthographie zeichne ich nicht verantwortlich. Ich hatte vier von den Dingern seit der Niederlage gegen Argentinien.)

Hohn I noi kriagt.

Heute ist der Rest meines "Honorars" von den Promethen eingetroffen (jetzt frag ich mich natürlich, wie es mit der Veröffentlichung des Wettbewerbsammelbandes steht...).

Das erste ist das Pathfinder-Modul Schmelztiegel des Chaos. Ein Cthulhu-Lost-World-Fantasy-Crossover. Mmmh. Hätte ich als Steinbruch so vor drei Wochen gut gebrauchen können. Vom ersten Eindruck her sehr solide und Hurra! Klammerbindung! Na also, geht doch. Schönes Kartenmaterial, gut ausgedachte Schauplätze und schöne Begegnungstabellen mit Einträgen wie "Gruseliges Chaos-Detail". Macht beim ersten Überfliegen schon Laune.

Das zweite ist Der Kult des Roten Drachen von tata! Moritz Mehlem und Uli Lindner. Nein, keine Klammerbindung. Aber jetzt habe ich die Dreiental-Trilogie komplett und kann mich an die entsprechende Rezi setzen dieser Tage. In den dritten Band habe ich noch nicht reingesehen, aber gerade der doch hochgelobte zweite Band hat mich sehr enttäuscht. Insofern kann ich nicht versprechen, in der Gesamtbetrachtung all jene Nettigkeiten einzubinden, die Moritz nachvollziehbar aber strittig gerne sehen würde.
Irgendwo in diesem Spektrum wird sich jeder von uns finden, wobei mir persönlich die "amerikanische Version" lieber ist, der ganzen Szene und ihren Produkten einfach mal positiv gegenüber zu stehen.
Davon halte ich nun überhaupt nichts. Ich halte die Attitüde für nicht zielführend, die jemandem, der etwas nicht gut gemacht hat, versichert, es sei doch irgenwie schon in Ordnung. Ist es nicht! Egal, was man an bestimmten Reformschulen predigt. Das hasse ich so in den amerikanischen SaWo-Foren, wo alles gelobt wird und nie jemand mal einen Schrank in die Tür stellt, wenn es angemessen ist. Davon hat niemand was: Der Designer lernt nicht aus seinen Fehlern, d.h. das größte Potential zum Wachsen wird verschleudert, und das Publikum bekommt schlechte Produkte.

Das ist kein Vorgriff auf mein Fazit zur Trilogie, da ich, wie gesagt, den dritten Band noch nicht gelesen habe. Das ist nur eine Feststellung im Vorfeld. Als Trost: Trotz gelegentlich erkennbarer Neigung zu Sottisen in meinen Texten, begründe ich, was ich anfeinde, und jeder kann beurteilen, ob er meinen Standpunkt teilt oder nicht.

Things you shouldn't do

Sein Kind-Ich herauszulassen macht manchmal furchtbar Spaß.

Unsere Gegend ist "radwegetechnisch" hervorragend erschlossen und landschaftlich einfach wunderschön, tiefste Nordpfalz eben. Das bedeutet leider auch, daß im Sommer eine besondere Pest über unsere Gegend hereinbricht. Herren zwischen 25 und 45, ungeachtet ihrer Jahre "gesetzt" und zumeist kahl rasiert auf dem Schädel (auch eine Unart die mir keiner erklären kann), pressen ihre Körper in Lycra-Wurstpellen, hauen sich Designer-Sonnenbrillen in die verkniffenen Gesichter und röcheln, unter Helmen schwitzend, durch unsere Berge, um durch freudlosen Verschleiß schneller zu altern.

Soweit wäre es allenfalls unappetitlich. Nun muß man als Radfahrer bei uns die schnellen, aber unübersichtlichen Wege auch mit allerlei Wanderern teilen, Menschen die Beeren pflücken, Hunden, Kindern und dem jeweiligen Aufsichtspersonal. Dazwischen der eine oder die andere Senior/in im Rollator oder Rollstuhl.

Man muß nicht langsam sein, das sage ich mit durchschnittlich 450 km pro Monat und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 24 km/h auf dem Bike, man muß aufmerksam sein. Die Denkmurmel nutzen, Sichthindernisse und ähnliches beachten. Rücksicht nehmen.Vorausdenken.

Daran scheitert es offenkundig, wenn man, im Lycra schwitzend wie ein Fleischklops im Streckverband, durch die Gegend rödelt. Vielleicht sind es die Helme bei dem Wetter. Muß heiß sein. Elementare Höflichkeit? Jeder 3er BMWler, jeder Turbogolfer hat mehr Respekt vor seinen Mitgeschöpfen. Höfliche Ansprache? Bringt nix, absolut nix, außer Beleidigungen.

Es sind - ich schließe die eine oder andere Ausnahme mal als nicht unmöglich hier aus - in ihrer Gesamtheit dumme, kleine Wixxer. Muß man so sagen.


Dienstag, 14. August 2012

Gähn

In Köln geht die Gamescom los und der Stern Online gibt einen Überblick über die Hits der Messe. Schrecklich langweilig. Keine einzige, neue Idee. Sechste Teile, Neunte Teile, Reboots, eine WoW-Erweiterung mit Pandabärmönchen und Haustierkämpfen...

Kein Funken an Originalität, Witz oder Verstand erkennbar.

Kannst Du, Pauli?

Nimm 3-6 Spieler im Alter von 9-12 Jahren.
Bau ein Lagerfeuer.
Halte Snacks und Softdrinks bereit
Nimm eine Blechbüchse.
Nimm 4 Murmeln für jeden Spieler und 6 Murmeln in die Büchse.

Einer nimmt die Büchse und beginnt eine Geschichte mit einem Helden. Er erfindet und erzählt sie bis zu einem gewissen Punkt, vorzugsweise einem Cliffhanger. Dann gibt er die Büchse an einen beliebigen anderen weiter. Dieser muß nun die Situation auflösen, und zwar so, daß keiner der anderen schreit "Geschummelt", d.h. eine gewisse Logik (was bei Kindern allerdings sehr weit gefaßt ist) muß drin sein.

Dann treibt er die Geschichte vor zum nächsten Wendepunkt, nimmt sich eine Murmel aus der Büchse und reicht die Büchse weiter. Schummelt er, muß er eine Murmel in die Büchse stecken und diese weiterreichen, der nächste kann es dann nochmal versuchen.

Es ist einem Erzähler jederzeit möglich, die Geschichte zu beenden. Entweder er sagt (Paraphrase) "das geht nicht auflösen, Held stirbt" Dann muß er eine Murmel in den Topf legen, aber auch der Vorerzähler, der die Geschichte bis zu diesem blöden Punkt getrieben hat (man sollte es also nicht zu schwer machen). Oder man löst die Geschichte auf und beendet sie dann, und zwar so, daß jeder Spaß hat. Dann darf man zwei Murmeln aus dem Topf nehmen.

Müßte ein Spieler eine Murmel bezahlen, hat aber keine mehr, muß er ausscheiden.

Beendet wird das Spiel, wenn der Topf leer ist, oder nach einer festgelegten Zeitspanne oder nach einer festgelegten Zahl von Geschichten, oder wenn nur noch ein Spieler im Spiel ist. Gewonnen hat dann der mit den meisten Murmeln.

Freitag, 10. August 2012

Aaah! Schweine!

Ich wollte auf Platz 1. Ist ein Google-Spiel. Blogge einen sinnvollen Artikel mit einer spezifischen, absurden Kombination zweier Suchbegriffe, um bei einer entsprechenden Google-Suche auf Platz 1 zu landen, wenn jemand ausgerechnet diese Begriffe eingibt.

Hermann Hesse und Katzenklo war mein letzter Versuch. Und ich bin nur auf Platz 2!!! Die ZEIT hat es irgendwie geschafft, sich an mir vorbeizumogeln.

Och, Manno.

(Edit/ Aber bei  Carl Gustav Jung Katzenklo lieg ich auf Platz 1. Horray. "Von ungefähr 104.000 Ergebnissen." WTF?! Egal. Geschafft, wenn auch durch die Hintertür. Wer nimmt das Stöckchen auf?)

Mittwoch, 8. August 2012

Emo-Kitten schlägt zu / Teil I

Ich hatte mehr zum Karneval erwartet; die Beiträge tröpfeln. Dann habe ich mich selbst daran gesetzt und durfte feststellen: Über das Thema "Emotion im Rollenspiel" zu schreiben, ohne dabei in Emo-Geschwätz zu fallen, ist schwer. Mad Kyndalanth nimmt den wissenschaftlichen Ausweg aus diesem Dilemma und nähert sich behutsam über die Bedeutungsebenen von Gefühl und Emotion an.  Mir, als hemdsärmeligem Praktiker, liegt das weniger, das kann ich nicht.

Also setze ich mal (wieder ganz hemdsärmelig) folgendes voraus: Unter Emotion oder Gefühl im RSP verstehe ich seelische Regungen wie Angst, Freude, Verzweiflung, Trauer, Glück, aber auch Spannungsempfinden des Spielers, die sich aus der Fiktion ergeben. Ja, über den Begriff "seelische Regung" kann man tief und lange diskutieren. Man kann auch "Empfindung" sagen.

Dies geschieht primär auf zwei Ebenen: Einmal durch den Übertrag von SC auf Spieler, d.h. der Spieler "empfindet" wie sein Charakter. Zum zweiten auf abstrakterer Ebene, wenn der Spieler mit seinem Überblick als (Mit)Autor empfindet, z.B. um seinen Charakter besorgt ist, weil er Dinge weiß, die sein Charakter nicht weiß.

Wie immer diese Empfindungen entstehen: Sowohl Spieler als auch SL halten diesen Zustand emotionaler Erregung für wünschenswert, für das Salz in der Suppe. Wie kann man ihn erreichen, fragt nun der Praktiker.

Ich lächle und bin ganz bei mir.

Rollofutter XVIII - Deep Dish Pizza

Photo: Bobak via wikipedia.org
License: CC-By-SA-3.0
Ich hab die Rubrik umbenannt. Das regelmäßige Rezeptposten am Freitag bekomme ich nicht hin.Food makes me feel better, und das ist genau das, was ich jetzt brauche.

Heute gibts Deep-Dish-Pizza Chicago-Style, eine glückliche Verbindung zwischen der langweiligen, aber reichhaltigen Yankeeküche in Illinois (Chicago) und dem Temperament Italiens (Al Capone), die wie alles US-Futter Dein Herz-Kreislauf-System an den Rand des Kollapses bringt. So genannt, weil sie in einer Form mit hohem Rand gebacken wird (sieht man auf dem Photo). Es gehen auch Auflaufformen, schwere hochwandige Eisenpfannen (mit hitzbeständigem Griff) etc.

Horray! Alles Gute

...zum Weltkatzentag. Heute darf ich.

IZ OVAR ANNAKIN. I HAS GOT TEH
HIGHR GROUND. WER R U ANYWAY?


Dienstag, 7. August 2012

Treffen sich Hermann Hesse und Carl Gustav Jung auf meinem Katzenklo...

Annakin, wie Luke, mit vier Monaten
Wenn etwas meine, in den 80er Jahren aufgewachsene Generation einte (neben textilen Scheußlichkeiten), dann war es ein zivilisationskritischer Kulturpessimismus (zumindest in vager, subliminaler Form). Wir sind aufgewachsen im Schatten des Atompilzes. Die Ozonschicht wurde zerstört von Haarspray, und das war in den Achtzigern ein echtes moralisches Dilemma. Der saure Regen fraß unsere Wälder und bullige Kanadier verrichteten Grausamkeiten an quiekenden Robbenbabies zur Hauptsendezeit. Ich danke Monitor für diesen Alptraum meiner Jugend. Und kann bitte mal jemand an die Wale denken?

Kafka las man gerne, dessen labyrinthe Vorstellungswelt so sehr mit unseren Erfahrungen übereinzustimmen schien (Boy, were we wrong!). Hesse, Hermann Karl Hesse, las man auch gerne. Warum ist ja klar (Stichwort "zivilisationskritischer Kulturpessimismus"). Ich konnte (und kann) Hesse nicht ausstehen, larmoyante Befindlichkeiten, die in ihrer eigenen Banalität ersaufen, dabei kaum die Sehnsucht nach "Führung" oder zumindest "Anleitung" verhehlend, was einen aufrechten AntiFaler wie mich natürlich abstieß.


Montag, 6. August 2012

WARUM?!!

Ich sagte, ich würde Ausschau halten nach Arbeiten von Frank Sauer. Und jetzt liefert er. Laut Cover liefert er nicht eben knapp.
ZUG UM ZUG ist ein explosives CONTACT-Abenteuer für 3-6 Spieler, bei dem die Charaktere es mit gefährlichen Aliens, irren UFO-Kultisten und einem außer Kontrolle geratenen Nuklearreaktor auf Schienen zu tun bekommen. Doppelgleiszüge sind die größten und schwersten Landfahrzeuge der Welt, und wenn sie einmal Fahrt aufgenommen haben, gibt es nur wenig, was sie aufhalten kann. Und als ob das nicht genug wäre, sind die Rollen der Jäger und Gejagten auf dem dahinrasenden Ungetüm keineswegs klar vergeben. Eine tödliche Hatz beginnt!
Genau meine Kragenweite. ABER: Ich habe mittlerweile das... Regelsystem... (ich such noch ein besseres Wort, für jetzt soll das genügen) von Contact gelesen. Das reicht vollkommen. Liebe Leute, warum nicht Savage Worlds? True D20? GURPS? HeroQuest? Cortex Plus?

Warum das?! Aber Zug um Zug werd ich mir beschaffen, ganz sicher. (Verlagsinfo).

Sonntag, 5. August 2012

Show Some Respect?

George Lucas ist ein interessanter Mann. Er hat die wahrscheinlich bekannteste und beliebteste Fiktion erschaffen, neben der Bibel, dem Kommunistischen Manifest, Mittelerde und Hogwarts. Der Mann ist reich, und er könnte noch ein kleines bißchen reicher werden, wenn er all die belangen würde, die seine Ideen verwenden. Da draußen gibt es Dutzende, teils aufwendig gemachte Fan-Filme (Pink Five anyone), Webcomics, die tausende Filmbilder verwenden etc. pp.

Aber Lucas ist ein interessanter Mann: Solange niemand daran verdient und solange der Umgang mit seiner Arbeit diese nicht in den Dreck zieht, läßt er das geschehen, und er hat nach eigenem Bekunden durchaus Spaß am einen oder anderen Fanprodukt.
Jeanne Cole, a spokesperson for Lucas' company, Lucasfilm, added: 'At the end of the day, this is about everyone just having fun with Star Wars.' She said the company did not pursue fans 'as long as nobody crosses that line—either in bad taste or in profiting from the use of our characters'

Samstag, 4. August 2012

Nazis können nicht rudern.

Wer was in London treibt ist mir egal. Ich interessiere mich für die Veranstaltung nicht. Aber man kriegt halt als medieninteressierter Mensch so einiges mit. Und da ist dann der "Fall" einer Ruderin, die heute zurückgetreten ist. Ich hab mich mal etwas eingelesen, geht mal wieder auf keine Kuhhaut.

Die Frau mußte ihren Job als Polizistin aufgeben, weil ihr Lebensgefährte "Michael Fischer (...) seit Jahren in und um Rostock als aktiver Neonazi bekannt" sei. Wohl gemerkt: "bekannt", nicht als Verfassungsfeind verurteilt oder so. Schauen wir uns die Formulierungen der FR-Online mal an: "Er gelte... er sei..." Alles Infos von unserem ach so zuverlässigen Verfassungsschutz.

Weswegen muß die Frau gehen? Wegen der Liaison zu einem anderen. Ist streng genommen Sippenhaft. War genau genommen lange verpönt in Deutschland, bevor Adi es wieder einführte, und wir offenkundig nun eine Tradition draus machen. Die Frau hat sich selbst NICHTS zuschulden kommen lassen. Sie war nicht Mitglied des Ku Klux Klan, wie Kollegen in der schwäbischen Provinz, sie stand auch nicht im Ruch der Vorteilsnahme wie der neue oberste Bundespolizist.

Nur den falschen Freund, den hat sie....

Jetzt ist sie auch aus dem Ruderteam geflogen. Ich weiß nicht... Wie sieht bei sowas die Begründung aus? Ihr Lebensgefährte hat nicht die richtige Gesinnung zum Rudern? Besitzer schwarzer Perserkatzen sind notorisch unzuverlässig?

Derlei habe ich im Laufe der Jahre ertragen gelernt, auch wenn es mein LINKES Herz dabei fast abwürgt. Aber der untrainierte Grauschopf der in der PK zum Absägen die Ruderin als "diese Person" titulierte, der hat sich (und seinen steuerfinanzierten Verein) menschlich vollkommen disqualifiziert.

Freitag, 3. August 2012

"Have you seen the light?"

Meine kleine Betrachtung zu einigen Aspekten des FATE-Spieles, die ich aus einigem Erleben, vor allem aber aus Karstens Was ist Fate-Artikel gezogen habe, schlug unerwartete Wellen und hat eine muntere Diskussion entfacht, informativ, manchmal etwas hitzig und redundant. Karsten hat dann noch einmal mit einem Blogeintrag geantwortet:
Ich will nicht nochmal darauf eingehen, warum es völlig okay ist, dass der Aspekt “schlecht beleuchtet” nicht bedeutet, dass jeder einzelne Schleichenwurf erleichtert wird.
Zunächst einmal finde ich es schade, daß er nicht noch einmal auf das Schleichen-Beispiel in FATE eingeht, sondern viel über FIASCO erzählt (warum auch immer) und die These aufstellt:
Darin behaupte ich, dass man die Ansage “Failure is Fun” unterschreiben können muss, um an FATE Spaß zu haben.
Mag sein, aber ich bin froh, daß Du nicht zum Umkehrschluß Dich versteigst und erzählst, wer FATE nicht mag, der habe auch keinen Spaß an Failure. Ich sehe das Potential in Failure und nutze es. Dazu reicht jedoch ein Würfel, der die Möglichkeit bietet zu versagen, wo ein Held in einer Erzählung normalerweise Erfolg hätte.

Meine Kritik war übrigens nicht, es sei "nicht okay", daß Schleichen in FATE zu einem erratischen Unterfangen wird. Ich kann nicht beurteilen, was für wen "okay" ist, und es steht mir nicht zu. Meine Kritik war, daß es die Plausibilität der Spielwelt zerschießt. Mittlerweile ist meine Kritik etwas detaillierter:

Mittwoch, 1. August 2012

"Heul doch!" - RSP-Karneval zum Thema Emotionen im Rollenspiel.


"Anger, fear, aggression; the dark side of the Force are they."

Wie schön, mit meinem 200. Post in diesem Blog organisiere ich zum ersten Mal einen RSP-Karneval. Das Thema des Karnevals im August 2012: Emotion im Rollenspiel, vorgeschlagen von Teylen, für das ich sehr gerne die Patenschaft übernehme.

Emotionen im Rollenspiel werden mMn nicht so oft diskutiert wie z.B. das Reizthema Immersion, aber im Endeffekt sind sie für viele, darunter für mich, einer der zentralen Aspekte unseres Hobbies. Die Möglichkeit an Beiträgen zum Thema ist auch recht groß. Sollte ein SL es darauf anlegen, Emotionen zu evozieren, sollte er gezielt Charakteristika der Spieler anspielen? Welche Tabuzonen gibt es dabei? Darf die comfort zone verlassen werden?