Freitag, 30. November 2012

"Ha-Ha!" (Nelson, nicht Mandela)

*Plopp!* Ist nur Bier, aber ein Gutes, dem Anlaß angemessen. Ich meine: Das Ergebnis war ja klar, aber fast eine Zweidrittelmehrheit? Wow. Das war eine Klatsche. Ron Prosor, Israels Botschafter bei der UNO, blickte auf CNN gerade auch dem Anlaß angemessen drein: Als hätte man ihn mit einem sehr toten Huhn geohrfeigt.

Gratuliere Palästina! Ein wichtiger Teilsieg.

Das große Rauschen im elektronischen Blätterwald. Die Meinungsmacher, die Leitartikler, die Rudelführer des deutschen Pressewesens sind ja noch nicht wach, in den Redaktionen bereiten die Nachtschwestern die Agenturmeldungen auf. Liest sich ganz interessant. Man gibt sich geradezu höflich objektiv, sogar bei der Welt, obwohl die Springerpresse in Israelfragen nur bedingt zu den zurückhaltenden Parteien gehört.

Morgen also, morgen beginnt der Eiertanz für die Leitartikler. Das wird interessant zu beobachten sein: So verwahrlost sind die meisten Journalisten ja doch nicht im Schädel, daß sie einem großen Volk wie den Palästinensern einen eigenen Staat absprechen wollen. "Selbstbestimmungsrecht der Völker" und andere westliche Werte und so, für die unsere Soldaten sogar am Hindukusch sterben. Übrigens noch weitaus mehr afghanische Zivilisten, aber das ist ein anderes Thema.

Rollo-Futter XX

Saftgulasch als Fiakergulasch: Mit Spiegelei, gebratenen
gebratenen Semmelknödeln, frittiertem Wiener Würstl
und Gewürzgurke. Bild: Rainer Zenz unter CCL 3.0
Und diesmal sogar pünktlich am Freitag, wie es einst Tradition war. Zu Beginn entschuldige ich mich gleich bei allen Gästen aus Österreich, besonders aus Wien, denn es gibt heute

Saftgulasch, hoffentlich ein wenig wie in Wien

Ursprünglich kochten ungarische Hirten eine würzige Rindfleischsuppe mit Kartoffeln und Paprika über dem Feuer. Während der k.u.k-Monarchie trafen dann im frühen 19. Jhdt. ungarische Lanzenreiter in Wien auf böhmische Soldaten. Die böhmische Küche ist sehr saucenverliebt, und sie ehelichte aufs Vergnüglichste das rustikale Feldessen der Ungarn. Fortan duftete es von der Kaserne in die Stadt, das Gulasch war geboren, und es sollte Wien treu bleiben.

Genug Kultur. Morgen kommen die Spieler und sind hungrig, also ans Werk.

Donnerstag, 29. November 2012

Chapeau, unbekannter Texter

Ich hasse Postwurf Spezial. Das Zeug kommt am KEINE WERBUNG Aufkleber vorbei, so eine Scheiße. Heute etwas von einem Tütchen-/Padkaffee-Hersteller, ihr wißt schon, das, wo man für mehr Geld auch fairerweise mehr Verpackungsmüll erhält. Als Zwischenstufe muß man dann diese Plörre saufen, aber das ist nur ein kleines Opfer (und man kanns ja weggießen, wenn die Gastgeberin grad nicht hinguckt).

Okay. Man will mir sowas also verkaufen. Ein Produkt, das unter dem Rubrum "Genießen" an den Ignoranten verkloppt wird. So ein Marketingmensch, wie tickt der, wie verkauft der "Genuß"? Aaaaaah. Die Anschrift verrät schon einmal, was da auf uns zurollt.
An die Heißgetränkegenießer des Hauses...
Oh Gott. "Heißgetränke". Wirklich? Du frißt auch "Sättigungsbeilagen", werter unbekannter Texter, oder? Wer "Heißgetränke" "genießt", dem ist schon nicht mehr zu helfen. Die einzige Entschuldigung, sowas ins Biosystem zu hacken, ist der Studentenstatus in Tateinheit mit geschlossener Cafete. Und auch dann erwarte keinen Tapferkeitsorden.

"Heißgetränke-Genießer." Bravo! Du bist erst bei der Anschrift und hast schon das erste Oxymoron produziert.

Ich trinke Kaffee, heiß aus der French Press. Kakao, aus fetter Milch, mit echtem Kakaopulver und Zucker und Zimt und Kardamom, zu später Stunde darf auch Captain Morgan's Bester hinein. Kein Mensch konsumiert freudig "Heißgetränke".

Drin ist dann eine dieser Aktionen, wie ich sie von vergleichbaren Sendungen eines Kosmetikversenders kenne. Ich bin etwas enttäuscht, das ich nichts ausschneiden und aufkleben kann, um irgendwo noch zwei Euro zu sparen. Was gibts? Ein Vorteilspaket aus Heißgetränken eines bekannten Kaffeerösters, einiges einzeln verpackt in "Tassenportionen". Umweltsäue. Damit die das Zeug bei verklappen, soll ich auch noch Kohle abdrücken. Im Austausch bekomme ich irgendein Gerät kostenlos dazu.

Ich bin mir nicht sicher, was es ist. Es sieht aus wie ein Vorlone, der einen Latte Machiatto schlürft oder sodomiert. Ich bin da noch nicht sicher. Vielleicht beides zugleich. Ist das ein Heißgetränke-Liebhaber? Ist das wirklich Milchschaum auf der Latte? Die Faszination des Bildes erhöht sich dadurch, daß der Designer eine rote Geschenkschleife um den Vorlonen gewickelt hat.

Dem gegenüberstehenden Text entnehme ich, daß der Vorlone wohl in der Lage ist, die Pülverchen des Herstellers in Heißgetränke mit nur geringem Wiedererkennungswert zu verwandeln, denn dazu gibt es eine "Getränkeerkennung via Barcode". Ich wette, das ist patentiert. Das ist so bescheuert, das muß patentiert sein.

Also, bisher hat mich das Marketing noch nicht zum "Heißgetränke-Genießer" gemacht.

Aber ich stelle fest: Man arbeitet tatsächlich auf eine Zielgruppe hin. Gepriesen wird auch die "praktische 1-Knopf-Bedienung". Als ich das lese, beginne ich zu verstehen. Das ist vollkommen auf eine spezifische Klientel hin entwickelt. Wer a) von dieser Broschüre davon überzeugt wird, es gäbe "Heißgetränke-Genießer" und b) selber einer werden möchte, der ist c) mit allem anderen als einer "1-Knopf-Bedienung" überfordert. Restlos. Ohne wenn und aber.

Insofern: Chapeau. Aber wie groß ist da der Kreis potentieller Kunden? Wachkomatöse füllen selten Bestellscheine aus...

Update/ 

Zu Ehren meines Vorlonen-Sodomiten gibt es neues Label: Lifestyle-Scheiße, vorbehalten für Applikationen, die ein großes Vorbild (hier Kaffee) auf möglichst umweltbelastende, überteuerte und weitaus schlechtere Art emulieren.

Vecna Lives! oder der Hirntod im Schlafwagen

Ich suche ja stets Anregungen, und so geht viel Spielmaterial durch meine Finger. Ehrlich gesagt sind allenfalls 10% der Erwähnung wert, den Rest sollte man mit Verachtung strafen. Dann und wann kommt aber eine kleine Perle des Wegs, über die man gern berichtet, und hier und da ist dann auch ein gigantischer Scheißhaufen dabei.

Willkommen bei Vecna Lives, dem Abenteuer, das verfaßt zu haben einem DSA-"Autoren" die Schamröte ins Gesicht treiben würde (zumindest den meisten). Eine Besprechung ist es eigentlich nicht wert, aber da der Name "Vecna" bei Old Schoolern ein wohliges Schaudern auszulösen vermag, will ich zumindest davor warnen, es für die Phantasiepreise, die dafür verlangt werden, zu erwerben. Weil man dann in der Kommentarspalte fragen würde, warum, muß es halt doch besprochen werden.

Dienstag, 27. November 2012

Push-Push

....damit ein so schöner Wettbewerb nicht in der Versenkung verschwindet (der ist ursprünglich total an mir vorbeigerauscht).

Schreibt ein Abenteuer, basierend auf den Regeln des Retro-Klons Labyrinth-Lord (zu deutsch: Herr der Labyrinthe) von 15.000 bis 20.000 Zeichen; Leerzeichen eingerechnet. Das Setting sollte sich an bekannten Fantasy-Welten orientieren, so dass die Abenteuer in Standard-Fantasy-Kampagnen vielseitig einsetzbar sind. Bitte verwendet – aus rechtlichen Gründen – keine Settings, die urheberrechtlich geschützt sind.
Mehr gibts beim ehrwürdigen Eulenbären unter dem Link oben. Einsendeschluß ist der 15. Dezember. Das sind noch fast drei Wochen; mehr als genug Zeit, um 15.000 bis 20.000 Zeichen abzusondern. Und nein, zwar ist LabLord das vorgeschriebene System, aber nirgends steht, daß man Old School abliefern muß oder gar auf Dungeon Crawls festgelegt ist. 

Ich selbst habe leider keine Zeit. Mmmh. Da hatte ich die Idee mit den zwei konkurrierenden Trupps...

Montag, 26. November 2012

Altvordere

Tunnels and Trolls, so heißt es, sei entstanden, nachdem Ken St. Andre Dungeons & Dragons in Händen hielt, studierte und sagte: "What a great idea. And what a LOUSY execution."

Keine Ahnung obs stimmt. Viel besser find ich jetzt T&T nicht als OD&D, schon gar nicht den bemühten Humor, den manche als "schräg" empfinden, wenn sie T&T spielen, und dann als "typisch DSA", wenn sie was von Hlawatsch lesen. Das System ist bescheiden und heute unspielbarer als OD&D.

Man kanns jetzt kaufen. Die 4. Edition (ca. 1978) von Tunnels & Trolls, komplett von Flying Buffalo für 4 Dollar. Für historisch Interessierte. Wers kauft, um damit was spielen zu können: Ich hätte da 'ne Brücke in Brooklyn im Angebot.

Procastination

Zaudern, Zögern, Verschleppen. Für das schöne Wort "Procastination" (oft falsch geschrieben und dann ein gesetzlich geschütztes Ritual zur Kinderverstümmelung assoziierend) gibt es nix Deutsches, das die neurotische Abwehrbewegung des Geistes beschreibt, der alles, wirklich ALLES interessanter findet, als endlich Dein beschissenes, aktuelles Projekt zu beenden.

Procastination: Symptoms of neurotic imposture: fear of failure, fear of success, perfectionism, and workaholism.

Ich blogge dann immer. Oder beschreibe in unserem Hausforum, was ich jetzt bald tun werde, anstatt es zu tun. Wie blöde kann ich eigentlich sein? (Vor der Beantwortung dieser Frage schrecke ich ja immer noch zurück)

Gerade eben habe ich mich erwischt, wie ich einen langen Artikel vorbereitet habe. Über Raggi, über das Gestänker und "Platzgehirsche" im angelsächsischen OSR-Bereich, über heiße Luft, und darüber, daß es einen fundamentalen Unterschied gibt zwischen "gritty and gory" und infantilem "grossing out and giggle", das dann mit unpassender Schwere vom Designer als ersteres verkauft wird. Sehr lang, der Artikel. Ich weiß auch warum er mir auf einmal wichtig erschien, warum ich glaubte, jeder müsse das wissen. Ich sehe nämlich den Stapel Papier rechts der Tastatur, um den ich mich eigentlich kümmern müßte.

Nenene, das hier muß genügen als Verschleppungstaktik. Jetzt sind noch ein paar Stunden Arbeit fällig.

Donnerstag, 22. November 2012

Aventurien in 3D

*Seufz* Es sollte für Neu-Blogger eine Vorschrift geben, sich bei rsp-blogs.de zu melden. Sonst gehen einem so viele interessante Sachen durch die Lappen. Hier z.B. baut einer Aventurien in 3D. Naja, zunächst einmal das "Bilku-Archipel" (keine Ahnung, ich hab wirklich keine Ahnung). Er beginnt da bei Null und bringt sich selbst Blender bei.

Finde ich eine schöne Herausforderung. Bisher ist er noch im Lernstadium, um seine Tools zu meistern. Blender ist mir durchaus noch von früher (als ich noch jung war) her vertraut, insofern: Viel Glück, that is some beast to ride. Leider ist der Blogbetreiber seit September verstummt. Das ist einer der Gründe für diesen Blogeintrag.

*Stups* Lebst Du noch?

Sowas wollte ich ja auch immer für meine Kampagnenwelt Elcwing in Teilen machen. Mit der Jet-Engine. Aber ich hatte nie wieder den Schwung, nach dem ein oder anderen Projekt die Arbeit daran aufzunehmen. Schönes Leveldesign erfordert einen Haufen Arbeit, und ich hatte die Schnauze voll (obwohl ich immer gerne mit den sehr präzisen Tools der Genesis gearbeitet habe. Keine andere Engine hat es mir je erlaubt, über Koordinaten zollgenau Objekte in eine Welt einzufügen, vom einstellbaren Radiosity-Lighting in BSP-Leveln im Jahre 1999 ganz zu schweigen...).

*Stups* Wirklich? Lebst Du noch? Ich nehm Dich mal auf die Blogroll, und Du meldest Dich vielleicht bei RSP-Blogs, mmh?

Dienstag, 20. November 2012

Plädoyer für eine Paywall-Pflicht

Das ist ernst gemeint. Heute kam mir mal wieder ein Beispiel für den Qualitätsjournalismus auf den Schirm, ihr wißt schon, der dolle, handwerklich anspruchsvolle Journalismus, den man durch ein Leistungsschutzrecht in Deutschland behüten muß wie das andere scheue Reh, das Kapital.

Unter dem reißerischen Titel Islamisten wollen Pyramiden zerstören  erschien in der SZ Online ein Artikel, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob voll Subtilität Meinungsmache betrieben wird, oder ein Volontär auf seine Tastatur gekotzt hat.
Aber Gohari, der offen zu Gewalt aufruft, hat ein allen zugängliches Fernseh-Forum gefunden und wird vom Staat nicht belangt. Das sagt viel über den Zustand des nachrevolutionären Ägypten. Radikale Islamisten bestimmen den Diskurs, und das mit immer radikaleren und absurderen Forderungen.

Montag, 19. November 2012

Klappe, die Siebte

Sah ja lange ziemlich tot aus mit Jens' DSA-Film. Im Blog hat sich wohl auch nix neues getan ebenso im Forum, aber ich habe gerade ein Video entdeckt. Es enthält die Sequenz, an der ich mitgearbeitet hatte, mit der vollen CGI-Umgebung. Sieht sehr, sehr gut aus (abgesehen von der zweiten Einstellung *krümelsuch*), sogar die sicher mörderischen Probleme mit dem bepelzten Mantelsaum in der letzten Einstellung hat er gut hinbekommen. Der Grünstich im gerenderten Background ist auch weg.

Ich will Jens mal fragen, ob das "richtig" öffentlich ist, falls "ja", werde ich auch das Link posten. Ach ja: Wäre schön wenns weiterginge...

Samstag, 17. November 2012

"Und Doktor, was ist es? - Ein Bastard."

Bei der ersten Inkarnation der Next-Regeln für D&D zeigte ich mich vorsichtig optimistisch. Ich habe fleißig danach Testpaket um Testpaket heruntergeladen. Ich wartete darauf, bis das kommt, das ich auch am Tisch testen möchte. Aber es wurde immer schlimmer. Meine initiale Freude war vor allem durch das 4E-Zeugs getrübt, das sie reingepatscht hatten. "Healing Surges" und "Power per encounter" sind für mich die Inbegriffe der Verbrettung des Rollenspieles. Das kann man mögen, und 4E hat seine Basis, aber für mich ist so Zeugs halt No-Go.

Insgesamt steh ich zu dem, was ich gesagt habe, und erkenne jetzt, daß der Trend noch viel schärfer ist:
Das System umfaßt Elemente aller Editionen, aber das ist wohl weniger aus systemtechnischen Erwägungen so, sondern eher um Wiedererkennungswert für alle Generationen D&D-Spieler zu erzeugen. Eine gewisse Anbiederung an die Old-School-Ecke ist sichtbar.
Schuld daran sind definitiv die "Open Playtests", die Anhängern allen Editionen die Möglichkeit geben, sich einzubringen. Der grundlegende Gedanke mag sympathisch sein oder opportunistisch, das kann ich nicht beurteilen.

Auf alle Fälle ist er verfehlt, denn bei den verschiedenen Vorlieben von OSR bis 4E, die hier zusammenkommen, und dem erkennbaren Willen der Designer, es allen recht zu machen, kann nur ein ungenießbarer Brei entstehen. Die offenen Tests bei Pathfinder waren eine prima Idee, denn die Paizo-Mannschaft hatte sich vorher auf D20 als Fundament geeinigt. Das war stabil und belastbar. D&D Next versucht offenkundig sein Fundament über Befragungen erst noch zu finden.

Eine klare Linie abseits von "ein bißchen was von allem, aber nix richtig" sehe ich irgendwie nicht.



Freitag, 16. November 2012

Die Zombiesau

Kawumm! Krabamm. Ja hier stoßen zwei Autos in Real Life zusammen und eines fliegt in die Luft. Hier brennt eines unmittelbar nach einem Zusammenstoß aus und hier geht sogar ein Crashtest schief. Morbide Leser können mit car crash explosion gefühlte weitere fünf Millionen Vids auf Youtube finden. Mir hats nach denen hier gelangt, ich wollte einen Punkt prüfen: Autos können explodieren. Sofort bei Aufprall.

Bruzzel.

Sieht nicht gut aus. Kommt aber vor. Egal wie oft es hinter mir im Kino stöhnt, wie unrealistisch das jetzt sei. Es kann passieren. Wohl nicht so oft wie im Kino, aber eine kleine bis mittlere Wahrscheinlichkeit besteht eben. Das sollte man nie vergessen.

Vor allem nicht wenn mal wieder ein Thema mit Ewigkeitswert in der selbstgefühlten Avantgarde germanischen Rollotums hochkommt. Die Debatte über die Rolle von Realismus im Rollenspiel wuchert aus. Es ermüdet. Nicht falsch verstehen, ich mag simulierende Systeme, und ich lege großen Wert auf Plausibilität, aber Realismus ist Anspruch im Rollenspiel nicht geeignet (natürlich verwende ich umgangssprachlich auch mal "unrealistisch", meine damit aber eher simulierende Annäherungen an Realweltphänomene, wie ich sie wahrnehme).

Donnerstag, 15. November 2012

Dun Dun DUUUUNNN

Seit Schramms Weggang ist ja Neues aus der Anstalt zu einer Art Komödienstadel für Osnabrücker Boutiquenbesitzerinnen geworden, die sich kritisch fühlen wollen. Harte Satire bringt mittlerweile ja mehr Comedy als die heute show, die derb direkt draufgeht.
Wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann, daß wir Deutschen niemanden töten. Es sei denn, ein Österreicher zwingt uns dazu.
Ja. Wie bitte? Dieter Nuhr? Satire-Gipfel? Oh, das ist weder Comedy, noch Satire, das ist die selbstgefällige Lautreihung eines kalten Saturierten mit Randbegabung zum Wortmetzen. Einfach mal die Fresse halten, gelle?

Anyway. Auch wenn die Anstalt derzeit eher klamaukt, so blitzen doch dann und wann Perlen auf. Die Sendung am 13.11.2012 zeigte sich ausnahmsweise mal wieder etwas schärfer abgeschmeckt. Besonders schön, wie Pelzig (etwa ab 20.30) die Krakenarme illustriert und die Namen nennt, das Netzwerk, mit dem die Spekulanten von Goldmann Sachs den Council on Foreign Relations, die Trilateral Commission, den IWF, die internationalen Notenbanken und eigentlich unser aller Leben (wenn auch oft nur sehr mittelbar)  kontrollieren.

Schön.

Wahrscheinlich ist die Sendung deswegen nicht in der normalen Mediathek des ZDF auffindbar (wo wir gerade bei Verschwörungen sind ;)). Auf Youtube läßt sie sich leicht finden, und auf der Homepage der Sendung selbst (s.o.) steht sie wohl noch bis nächsten Dienstag.

Dann muß der Welke am Freitag aber nachlegen.

Dienstag, 6. November 2012

Früher, als ich noch jung war...

Zickenkrieg zwischen Piraten und SPIEGEL, dem ehemaligen Nachrichtenmagazin. Marina Weisband führt ein Gespräch mit Merlind Theile, aus dem diese dann einen Artikel über Märchenwesen bastelt.

Oder so.

Sowas nennt man ein Hintergrundgespräch. Anyway. Frau Weisband fühlt sich falsch zitiert und schreibt das sehr lange in ihrem Blog auf. Es geht um aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, um Telefonautorisierungen etc. Die Feder bloggt zurück und am Ende stellen sich beide so dusselig an, daß Aussage gegen Aussage steht und nix in irgendeiner Form überprüfbar ist.

Aber: Frau Weisband da stoßen mir zwei Sachen auf: Zum einen, wie sich die Praxis des "Autorisierens von Zitaten" mit der Transparenzforderung der Piraten verträgt, zum anderen munkelt man doch, "Medienkompetenz" sei so ein Merkmal Ihres Haufens. Wie kann es da sein, daß eine Galionsfigur der Partei nicht mal den Lappie oder das Handy bei einem Gespräch aufzeichnen läßt?

Und Frau Theile, auf ihrer Seite findet sich dann noch mehr Avanti Dilettanti. Sie schreiben allen Ernstes:
Ich habe das Gespräch nicht aufgezeichnet, weil ich kein Wortlautinterview mit Frau Weisband führen wollte. Dass sich Journalisten bei solchen Treffen "nur" Notizen machen, ist absolut üblich. 
Sollte das heute wirklich "üblich", pardon "absolut üblich" sein - und ich hege da "absolut" Zweifel - würde es das Lumpengewand erklären, in das sich der Journalismus ca. 1998 geworfen hat (und auch tatsächlich ein Grund für die Autorisierung von Zitaten sein). Mein erster CvD hat mir Ende der 80er Jahre beigebracht, IMMER Gespräche aufzuzeichnen, es sei denn, es sind vertrauliche Informationen und der Partner will sowieso nicht namentlich genannt werden. Aber bei Gesprächen, denen später Zitate mit Namen hätten entnommen werden können, mußte immer das Band rattern. Der hätte den Artikel ohne Gegencheck nicht durchgelassen. Wollte der Gesprächspartner eine Kopie haben, bekam er die auch zugeschickt.

Das ist so ELEMENTAR, daß ich bei so Aussagen wie der obigen einfach nur Hirnschläge erleide, wenn ich sie lesen muß. Ausgerechnet heute, bei all den Gagdets, die uns da helfen, werden solche Grundregeln außer Kraft gesetzt? Na, Prost Mahlzeit.

Hier sind zwei vollkommene Dilettanten am Werke zu beobachten. Und das ist das einzig Interessante an der Sache, der Rest riecht vor ranzelnder Eitelkeit wie ein vergessener Livarot.

Ergänzung: Und tatsächlich ist es immer noch NICHT üblich, Hintergrundgespräche nicht aufzuzeichnen. David Zwadlo z.B. schreibt im dritten Kommentar dieses Artikels: "In der Tat: Was fehlt ist die Tonaufnahme. Der Verzicht darauf ist ein journalistischer Anfängerfehler. Ich selbst erlebe es übrigens zunehmend häufiger, dass zwei Aufnahmegeräte Interviews aufnehmen – und nur eins davon ist meins."