Dienstag, 27. Juni 2017

Sag mir, wo die Fliegen sind

Mädchen aßen sie geschwind? Na, ich hoffe nicht. Ich rede von der normalen Stubenfliege, Musca domestica. Ich lebe am Waldrand, ein Schafstall mit fast 300 Schafen liegt keine 500 Meter von meinem Haus. Wildschweine und Rehe streifen durch den Garten (und fressen die Rosen, die Drecksviecher).

Normalerweise ist hier ab April Fliegensaison. Trotz Fliegengitter an allen Fenstern und Türen muß ich diese Leimstreifen aufhängen und einmal die Woche wechseln, weil sie dann voll sind. Und wenn du mal draußen bist und was mampfst, dann kommen die grün-schillernden Kameraden von der SA (Schmeißfliegenarmee) und brummen um dich herum.

Normalerweise. Ab April. Jedes Jahr. Dieses Jahr? Nichts. Ich meine nichts. Zwei, in Zahlen 2 Stubenfliegen hatten wir dieses Jahr. Die Schmeißfliegen sind auch kaum der Rede wert. Beschäftigt mich seit Mai, die Abwesenheit. Dann hab ichs zufällig beim Tierarzt erwähnt und erhielt zur Antwort: "Komisch. Ja, jetzt wo Sies sagen: Bei uns auch."

Hat mich stutzig gemacht. Der Mann wohnt mehr als sechs Kilometer von mir. Ich wollte mehr wissen und Leute befragen. Das ist jetzt etwas dünnes Eis. Fliegen beiläufig in ein Gespräch einbinden. Ich vermisse sie zwar, aber das ist mehr... abstrakt? Und ich wollte meine Gesprächspartner ja nicht unbedingt verschrecken mit einer Erscheinung als Mann mit sehr seltsamen Vorlieben. Meine Erscheinung und meine Art insgesamt sind für die nordpfälzische Provinzbevölkerung schon anstrengend (aber sie geben sich alle Mühe und sind nett, und das find ich toll. Insofern hier auch mal Kudos für meine geliebte Wahlheimat).

Jedenfalls beim zwanglosen Plaudern über Stubenfliegen und ihre Abwesenheit im Supermarkt, beim Bäcker, auf der Poststelle, im Tabakladen - überall dieselbe Antwort:

"Komisch. Ja, jetzt wo Sies sagen: Bei uns auch."

Und das finde ich scheiß beunruhigend. Das ist auf meiner Karte ein Radius von fast 30 km im Eck zwischen den Kreisen Bad Kreuznach - Kusel - Donnersberg. Insofern hier auch an alle Leser dieses Blogbeitrags die Frage: Siehts bei euch auch ungewöhnlich aus mit Stubenfliegen (und ungefähr wo in Deutschland)? Und mit Grillen, davon höre ich nämlich auch nur wenige in der Nacht.

So fangen Horrorfilme an. Oder hat irgendjemand 'ne andere Erklärung?

Bullshit-Index: 0,08!

Update 4. Juli 2017:

Situation hat sich gebessert. Sie sind jetzt seit drei Tagen da, immer noch nicht die gewohnte biblische Plage, aber ausreichend störend. Jetzt kann ich sie wieder hassen. War wohl tatsächlich der sehr kalte April / Mai, wir haben bis in den Juni heizen müssen.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also bei uns in der Nähe von Stuttgart gibt es jede Menge Stubenfliegen

Falk hat gesagt…

Hier, Ruhrpott Zentrum, auch. Aber nicht erst seit 2017 und nicht nur Fliegen. Wann habt ihr das letzte mal einen Mückenschwarm in der Abendsonne gesehen?
Ich würde schätzen seit... 2010?.. sind Wespen, Mücken und anderes Fliegzeug vernachlässigbar häufig, an Feuchtwiesen und Ufern mal ausgenommen. Ich kann mich nichtmal daran erinnern, wann mein letzter Mückenstich war.

Hier kann man das auch an der Anzahl der Kleckse auf der Windschutzscheibe nach der Autobahnfahrt feststellen (im Ruhrgebiet gibt es nur Autobahnen, auch aufm Weg zum Postkasten musst du mindestens einmal auffahren).

Anonym hat gesagt…

Bislang auch in MZ leicht unter dem Erwartungswert,... also jetzt wo du es sagst.. :-" - allerdings hab ich keine Statistik wann die "Season" haben.

Kann es sein das die erst noch in stehenden Gewässern bei der Hitze jetzt ausgebrütet werden und eher im Spätsommer kommen? kA

Klaus Gerken hat gesagt…

Also ich hab in Braunschweig normal viele Fliegen.

Könnte es, wie bei den Kirschen, an Frost zu unzeiten gelegen haben?

Anonym hat gesagt…

Zwei Beobachtungen und ein Link:

1. Bei mir in Berlin in der Wohnung gibt's noch Fliegen. Leider. Aber die Städte sind ja heute eh artenreicher als das Land.

2. War vor ein paar Wochen zum Rollenspielwochenende in Polen. Ganz andere Fauna. Wildes Insektengesumme und -gebrumme. Bienen, Hornissen, Libellen, Wanzen, diverse Käfer. Dazu Eidechsen und Blindschleichen. Und das 30 km hinter der Grenze. Die industrialisierte Landwirtschaft und Landschaft in Deutschland hat schon Folgen.

3. Ein passender und interessanter Link -- wenn er auch nicht wirklich Deine Frage beantwortet (und weshalb ich eigentlich schreibe.):

http://www.sciencemag.org/news/2017/05/where-have-all-insects-gone

Liebe Grüße
kirilow

TheShadow hat gesagt…

Vielen Dank an alle Kommentatoren. Ich hab ein kleines Update angefügt.

TheShadow hat gesagt…

@Kirilow

"Bienen, Hornissen, Libellen, Wanzen, diverse Käfer. Dazu Eidechsen und Blindschleichen."

Gibts alles bei uns auch im Garten, dazu eine große Vogelvielfalt (wir hatten brütende Baumfalken dieses Jahr), und es wohnt irgendwo auf dem Grund auch eine Schlingnatter, die zusammen mit unseren Katzen die Nager in Schach hält. Da muß man nicht nach Polen.

TheShadow hat gesagt…

http://www.broeckers.com/2017/07/19/wo-sind-alle-die-fliegen-hin/

Kommentar veröffentlichen

Kommentare werden geprüft, sorry. Die Angabe einer eMail ist nicht notwendig, anonyme Kommentare sind aktiviert.