Mittwoch, 26. Dezember 2012

Dumm wie Youtube-Kommentare

Kaum schlägt man ein Blatt für die intellektuelle Mittelschicht des Landes auf, sind die guten Vorsätze dahin. Someone's wrong on the Internet, I have to fix it. Ja, ich weiß auch, daß das eine Zwangsneurose ist, aber manchmal kann man nur schreien.

Jedenfalls liefert uns die SZ mal wieder ein Beispiel für die Qualität, die das Leistungsschutzrecht rechtfertigt. Einen Kommentar zu Peter Jacksons The Hobbit.
Was haben Jacksons Filme mit Neuseeland zu tun? Wie reflektieren Tolkiens Bücher Neuseeland? Kommen Maoris in diesen Geschichten vor? Wird darin Rugby gespielt? Riecht es nach Lammkeule? Können wir das Geräusch der Vorort-Rasenmäher in irgendeinem Peter-Jackson-Film hören? Nein, natürlich nicht. Jackson ist Hollywood, und da geht es um verkaufbare Träume, um die Zulieferungen für den Markt der virtuellen Wirklichkeit.
Oh
My
Fucking
God.

Mann, Mann. In Mittelerde gibt es kein Rugby, keine Maori, keine Rasenmäher weil das verfi****te Fantasyepen in einem verfi****ten Fantasyreich sind. DAS IST NICHT NEUSEELAND. UND TOLKIENS BÜCHER REFLEKTIEREN ES NICHT.

Wirklich, der Typ beschwert sich über drei Seiten, "Hollywood" (das ist für eine bestimmte Sorte Mensch synonym mit DIE) und vorher Tolkien hätten Scheiße gebaut, weil es Neuseeland im Kino nicht repräsentiere, und es schon wieder einen Mittelerdefilm ohne Rugby und Maori präsentiere. Hallooooo???!!!
Es mag ungerecht sein, aber es empört mich, wie sehr sowohl Landschaft und Fantasywelt als auch das Leben der Menschen in dieser Landschaft und das der Kinobesucher auseinander klaffen, wie wenig diese Besucher von unserem wirklichen Leben erfahren. 
Arrghl. Mikroaneurysmen in mehreren Loben brechen hier bei mir gerade auf. Das erinnert mich an diese hirnrissigen IMDB.COM-Diskussionen darüber, daß Jackson ein Rassist sei, weil keine höher Pigmentierten in The Lord of the Rings auftauchen.

Ein weiteres Beispiel für die überragende Qualität des Toitschen Kwalitehtsschornalismus(TM), die es zu schützen und zu erhalten gilt..

Und zu Deiner Info Allan Duff, Schriftsteller und Verfasser dieses sehr langen Youtube-Kommentars in der Süddeutschen Zeitung: Viele Uruk-Hai-Darsteller waren Maori, nicht eben wenige Rugbyspieler. Und wer beim Anblick einer Hobbitfreßorgie wie Bilbos einhundertelfzigstem Geburtstag nicht (auch) an eine saftige Lammkeule denkt, dem ist nicht zu helfen. Der ist für einen "Schriftsteller" mit einer erstaunlich tristen Seele ausgestattet.

Oder vielleicht ist es ja Satire, wer kann das heute noch sagen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wenn maori in einem film mitspielen, sagt und das doch nichts über die soziale wirklichkeit?

Anonym hat gesagt…

@Anonym -
a- doch auch, nämlich dass sie existieren und mitspielen durften und sogar dafür bezahlt wurden... dakommt im Ausschlussverfahren etwas Wirklichkeit zusammen

b- aber das auch wieder ist S.. egeal in einem Film über Mittelerde

ghoul hat gesagt…

Der SZ-Gastautor wirkt ziemlich angepisst.
Kann ich einerseits verstehen, denn in Neuseeland war ein ziemlicher Rummel um den Hobbit (ich war zugegen und habe mir das Treiben angesehen). Viele Neuseeländer finden das auch ganz toll. Jede Menge Leute mit angeklebten Ohren liefen in Wellington ("Middle of Middle Earth) am roten Teppich umher. Man hat auch versucht, sowas wie einen Mittelaltermarkt aufzustellen.
Dass nicht jeder was damit anfangen kann und etwas genervt war, ist verständlich.
Besagter Gastautor ist aber nicht nur genervt, er versteht halt auch nichts davon (ich habe gar kein Smartphone - und für die bedrogten Maori im Straßengraben habe ich mich sehr wohl interessiert). Er hätte mal besser vornehm geschwiegen.

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